Trim City Limits.

Seit heute kenne ich auch das Gefühl, am Arsch der Welt gestrandet zu sein. Letze Woche beschlossen Christoph und ich, am Wochenende einen kleinen Trip nach Trim zu machen. Dort sollte es ein Castle geben, ein altes Kloster und ein wenig Kleinkram zum Anschauen. Das versprach der Reiseführer. Uns schlossen sich dann noch Miriam und Steffi an und heute früh sind wir dann mit einem Überlandbus nach Trim aufgebrochen. Eine Stunde lang dauerte die Fahrt über Stock und Stein, bis wir endlich in Trim ankamen. Durch einen unerklärlichen Bedarf, den Bus zu verlassen, lernten wir auch noch die 1000m Landstraße vor Trim kennen und marschierten in Richtung des Castles.

Das Castle ist eines der größten seiner Art und war in einigen Szenen Kulisse für den Film Braveheart. Im großen und ganzen ist es eigentlich nur noch eine Ruine mit einem künstlichen Dach darüber: Dennoch, die Führung durch das Gebäude war sehr interessant. Trim hat offensichtlich eine grausame Geschichte hinter sich- sie galt als eine der Hauptstädte der Hinrichtungen in Irland. Hier wurden die Leute des öfteren gehängt.

Nach der Besichtigung des Castles ist aber auch schon Schluss mit Sightseeing: Es gibt schlicht nichts anderes anzuschauen. Auch die Suche nach einem netten Pub mit nettem Pubfood gestaltete sich als aussichtslos- bis auf einen “Altherrengedeckservierer” fanden wir nichts, so dass wir im ortsansässigen Burgerladen auf den Bus warteten, der uns nach Dublin zurück fahren sollte. Die Bushaltestelle befindet sich übrigens auch nicht im Ort selbst, sonden außerhalb an einer Straße, die am Ort vorbeiführt. Offensichtlich ist es also nicht so wichtig, nach Trim zu gelangen.

Alles in allem: Ein netter kleiner Trip, aber nie wieder mit dem Bus. Fotos wie immer bei flickr.

Vorurteile.

In Irland fängt der Frühling an. Seit etwa zwei Wochen hat es nun so gut wie nicht geregnet, es ist wunderschöner blauer Himmel und die Sonne strahlt den ganzen Tag. Kurzum: Das Wetter ist hier um Längen besser als das in Deutschland. Gestern habe ich das erste Guinness unter freiem Himmel auf der Dachterrasse von Daniel genießen können. Siehe Bild 1 und Bild 2.

Ich laufe nun auch öfters zur Arbeit- das ist angenehmer, als sich Backe an Backe in die Straßenbahn zu quetschen. Außerdem ist es nicht unbedingt viel langsamer: Es macht vielleicht fünf Minuten aus. Das Verkehrsdebakel hier ist echt ein großes Problem. Auf der Seite Transport 21 ist zu lesen, dass hier in den nächsten Jahren eine U-Bahn gebaut werden soll. Das wird einiges bewirken.

Einen Kneipentip habe ich heute auch noch, für alle die mich bald besuchen kommen: Die Dice Bar in Smithfield. Dieses nette Pub gehört einem der Fun Loving Criminals und ist zwar ein wenig düster, aber doch gemütlich und vor allem voller guter Musik. Dazu gehört noch die Voodoo Lounge eine Straße weiter- dort gibt es jede Menge live Musik (Ruck/Punk). Dort war ich allerdings noch nicht.

So viel heute von mir: Bis bald! Cheers.

Über das “über die Strasse gehen”

Entschuldigt, dass ich keine Umlaute benutze. Ich muss aber leider an einer Tastatur arbeiten, mit der man nicht richtig Deutsch schreiben kann. “Ziemlich ignorant” – koennte man meinen. Was machen nur die ganzen Iren, die Deutsch lernen?

Heute moechte ich einen kurzen Ausflug in die Strassenverkehrsordnung der Iren machen. Keine Angst, er wird nicht lang, denn es hat den Anschein, als gaebe es ueberhaupt keine derartige typisch deutsche Sache. Verkehr in Grossstaedten ist ja immer fuer einen Aussenstehenden schwer zu durchschauen. Alles wirkt wie ein riesiges Netz ineinander verflochtener Strassen und Gassen. Wer durch Frankfurt faehrt, erlebt das in der gleichen Art, wie ein Urlauber in Paris oder London.

Dennoch -und ich entschuldige mich schon jetzt aufrichtig bei allen Iren- haben es alle anderen Staedte besser drauf, ihren Verkehr zu leiten und “alles im Fluss” zu halten. Hier ist diese Kompetenz leider nicht sehr ausgepraegt. Das existierende Bussystem ist ziemlich unberechenbar (wer in Griechenland schon mal gefahren ist, wird sich hier sofort wohl fuehlen), die Strassenbahn besteht aus zwei nicht miteinander verbundenen Linien. Die S-Bahn faehrt nur in Nordsued-Richtung.

Dublin hat also ein Verkehrsproblem von dem niemand profitiert, ausser den Taxifahrern, welche hier sehr gutes Geld verdienen. Das liegt schlicht daran, dass es -besonders in der Nacht- keine Alternative gibt, als mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Es bleibt keine andere Wahl. Zum Glueck sind die Taxen hier aber sehr guesnstig.

Ein besonderes Highlight sind die Fussgaengerampeln. Es gibt in ganz Dublin genau eine fussgaengerfreundliche Ampel, naemlich die zwischen St. Stephen’s Green und dem gleichnamigen Shoppingcentre. An dieser Ampeln fuehlt man sich koeniglich behandelt: Die Ampelphase fuer Fussgaenger ist ca. viermal laenger als die der Autos. Allerdings: Wir sind in Irland. Das ganze koennte also ein Versehen sein. Denn an allen anderen Ampeln ist es umgekehrt. Wer stehen bleibt und auf gruen wartet, ist hoffnungslos verloren. Es dauert Minuten. Noch dazu ist man schlicht ein Verkehrshindernis, denn Iren scheren sich nicht um rote Fussgaengerampeln. Man wird also ein “traffic fighter” und rennt in guter Kamikaze-Manier bei jeder Luecke ueber die Strasse oder man verbringt sein Praktikum an der Ampel.

Aber auch die Schaltung der Auto-Ampeln ist recht ungewoehnlich bis sinnlos. Die Ampel ist ewig gruen, kein Auto kommt. Die Ampel wird rot und der Verkehr rollt an und muss stehen bleiben. Von sinnvoller Ampelschaltung also keine Spur. Besonders bemerkenswert in dieser Hinsicht war ein BMW-Verkaeufer, mit welchem wir eine Testfahrt unternahmen letzte Woche. Wir erzaehlten ihm von der “Gruenen Welle” in Deutschland. Fuer uns eine Selbstverstaendlichkeit, nicht an jeder roten Ampel stehen zu muessen. Der Mann war ehrlich aus dem Haeuschen und nannte die Erfindung “genial! Sollten wir in Irland auch machen! Das ist ja mal ne tolle Sache. Super! Das hilft ja total! Wahnsinn!” Er kriegte sich foermlich nicht mehr ein.

Sollte also einer meiner Leser das Patent auf die gruene Welle besitzen: Die Iren sind dankbare Lizenznehmer.