Das schoenste Lied der Welt.

Mein Weg zur Arbeit fuehrt jeden Tag durch das Viertel “Temple Bar”, welches in jedem Reisefuehrer als die Partymeile Dublins beschrieben wird. Gelogen ist das auch nicht, nur ein wenig falsch ausgedrueckt. Gefeiert wird dort sehr wohl, aber Dubliner verirren sich aeusserst selten hierher. Also sind dort die Touristen, die dann denken, dass sie wahnsinnig irisch gefeiert haben. Den Reisefuehrern sei Dank. Sei’s drum.

Morgens ist die Strasse durch Temple Bar voll von LKW, die Bierfaesser und Flaschen bringen. Jeden Tag. Unmengen. Abends wird sie auch immer wieder von Strassenkuenstlern bevoelkert. Musiker, Maler, Menschen, die sich fuer Puppen halten, ein Mann, der Hunde aus Sand formt und alles moegliche andere. Auffaellig oft gibt es Gitarrenspieler. Ich bin selbst Musiker, stehe haeufig auf der Buehne und kann mich total begeistern fuer die die unterschiedlichsten Arten von Musik. Dennoch: Es ist grausam. Auffaellig ist, dass es hauptsaechlich Jugendliche zwischen 16 und 20 sind, die da -meist mit zwei oder drei Kumpels im Gepaeck- am Strassenrand stehen und Musik machen. Diese -meist italienischen oder franzoesischen Halbpubertierten- machen das ehrlich gerne, das sieht man ihnen an. Teilweise sind sie auch gar nicht schlecht. Sie sind mit feuereifer dabei und sitzen friedlich am Strassenrand. Daran ist auch nichts auszusetzen.

Was allerdings Ursache des Grauens ist: Alle spielen sie “Wonderwall” von Oasis. Jeden Tag. Und alle spielen es, als gebe es kein Morgen (hier ein kleines Beispiel, allerdings aus Grafton St. in Dublin. Das Kaliber ist aehnlich).  Und alle haben diesen Blick drauf “hey, ich bin soooo froh und cool, dass ich hier mit meiner Glampfe stehen darf.”
Das ginge ja noch- goennen wir ihnen den Stolz. Allerdings sagt der Blick auch: “Ich bin so unique – Ihr habt alle auf Wonderwall gewartet!” Und genau das ist weit gefehlt und zeugt von wenig Wissen ueber die Strassenmusikszene in Dublin. Ich werde mir ein Shirt drucken auf dem sowas steht wie “Nothing sucks like Wonderwall” oder so.

Das Lied habe ich echt gemocht- und ja! Ich kann es auch auf Gitarre spielen. Allerdings werde ich es nie wieder hoeren. NIE WIEDER! Danke Ihr Gitarrenkinder! Versteht diesen Text ruhig als Appell: Lasst bei Euren Trips nach Irland die Gitarre zu Hause oder zumindest das Liederbuch mit den Oasis Songs. Ihr tut einen Dienst an der Menschheit- zumindest einen an den Iren. Nebenbei: Vielleicht ist Wonderwall ja der Grund fuer den extrem hohen Alkoholkonsum in den Pubs.