tintencenter.com kann es nicht.

28. Juli 2013 – Update: Offenbar gibt es schon wieder Fishingmails, scheinbar von Tintencenter.com – Google Analytics nach kamen seit gestern hunderte Besucher über Google auf diesen Post. Was sind Eure Erfahrungen mit Tintencenter.com?

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Dass es immer wieder Datenlöcher gibt und irgendwelche Kriminellen an meine Daten kommen, ist leider fast schon Alltag geworden. Was sich aber dringend ändern sollte, ist die Art und Weise, mit der Unternehmen mit ihrem Verlust und dem ihrer Kunden umgehen: Meist ist das nur enttäuschend und erst das Ignorieren des Problems sorgt dafür, dass Phishing erst zum Erfolg werden kann.

Am Samstag erhielt ich eine E-Mail von tintencenter.com – da diese durch meinen Spamfilter bei Gmail rutschte, war ich echt irritiert: Da standen meine kompletten Adressdaten drin und Daten über eine angebliche Bestellung, die ich aufgegeben hätte. Als Informatiker bin ich immun solchen Anfragen gegenüber – eigentlich. Aber ich hatte es eilig, meine Daten stimmten und der Link in der Mail sah auf einen flüchtigen Blick hin auch gut aus. Ich bin also auf die Seite und wollte mich einloggen. Erst da merkte ich, dass ich Phishing aufgesessen bin. Naja, das war der Anlass, endlich mal wieder alle Passwörter zu ändern.

Ich habe die Email sofort an tintencenter.com weitergeleitet und darum gebeten, mein Benutzerkonto umgehend zu löschen.

Nach einem Tag bekam ich folgende Antwort:

Sehr geehrter Kunde,
sehr geehrte Kundin.

Sie haben von uns eine Auftragsbestätigung bzw. Versandbestätigung mit der
Nummer 2011145121 erhalten, welche angeblich von uns versendet wurde.

>>> Diese E-Mail ist NICHT von uns versendet worden. <<<

Leider sind wir in jüngster Vergangenheit Opfer eines Angriffes geworden,
bei dem der Angreifer durch eine bis dato unbekannte Sicherheitslücke des Shops
teilweisen Zugriff auf die Kundendaten hatte. Die Sicherheitslücke wurde von
uns schnellstmöglich geschlossen, bedauerlicherweise sind aber einige Daten in
die Hände des Angreifers gefallen. Dabei handelt es sich um die E-Mailadresse
sowie Ihre zu dem Zeitpunkt hinterlegte Liefer- bzw. Rechnungsanschrift.
Dadurch ist es dem Angreifer nun möglich täuschend echte Auftragsbestätigungen
in unseren Namen zu verschicken, welche persönliche Daten von Ihnen enthält.
Das Ziel des Angreifers ist es, dass Sie auf die Links klicken, die in der
E-Mail enthalten sind, um Ihnen Schadsoftware auf Ihren Computer zu installieren.

>>> Daher klicken Sie bitte NICHT auf die in der E-Mail enthaltenen Links! <<<

Natürlich ist es zu keiner Bestellung Ihrerseits gekommen. Wir werden auch
keine Ware versenden oder Ihnen irgendeinen Betrag in Rechnung stellen! Auch
war es dem Angreifer nicht möglich, Kontodaten oder Kreditkartendaten zu bekommen!

Wir werden selbstverständlich den Vorfall zu einer Anzeige bei der Polzei bringen,
allerdings zeigt die Vergangenheit bei dieser Art Vorfällen, dass die Erfolgsaussichen
gering sind, zumal die Angreifer bzw. die Versender dieser E-Mails im Ausland sitzen
oder gehackte Server benutzen um z.B. die E-Mail zu versenden. Natürlich setzen wir
alles daran den Versand dieser E-Mails zu unterbinden
sowie die Abschaltung der Domain zu veranlassen.

Leider kann es vorkommen, dass Sie in Zukunft erneut eine E-Mail mit der gleichen Auftragsnummer
oder Spam-Mails von angeblichen Vergleichsportalen (sogn. Krankenkassenspam) erhalten.
Diese können Sie dann ungesehen löschen.

Wir entschuldigen uns für diesen Vorfall sowie die damit verbundenen Unannehmlichkeiten.

Mit freundlichen Gruss,
Team Tintencenter

Aha, eine Datenpanne, wenigstens entschuldigten sie sich. Aber was macht tintencenter.com aktiv? Die Firma wartet scheinbar, bis die Kunden selbst sich melden, statt offensiv mit dem Problem umzugehen und ihre Kunden anzuschreiben. Erst so gelangen selbst “professionelle” Surfer wie ich auf eine Phishingseite und geben ihre Zugangsdaten ein.

Noch dazu geht tintencenter.com scheinbar nicht einmal jetzt, zwei Tage später, technisch gegen die Betrügerei vor: Sogar jetzt, nachdem es zwei Tage her ist, dass ich bei tintencenter.com meinen Vorfall eingereicht habe, gelange ich von der Phishingseite und dem angeblichen Loginformular auf die originale Website, welche keinen Hinweis beinhaltet, dass ich unter Umständen von einer kriminellen Seite zu tintencenter.com gelangt bin. Dabei wäre dies technisch eine Sache von Minuten. Bei Twitter melden sich mittlerweile weitere enttäuschte Kunden.

Nachdem ich auf die Antwort von tintencenter.com gestern Abend erneut darum bat, mir zu bestätigen, dass mein Account gelöscht sei und mich bei der Gelegenheit über die Kommunikation beschwerte, bekam ich heute eine Antwort, dass mein Account entfernt wurde. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Scheinbar klappt selbst das nicht: Ich komme immernoch rein. tintentcenter.com = fail.