Mitläufermentalität.

Stefan Niggemeiers Blog lese ich doch immer wieder gern. Heute hat er wieder einen interessanten Artikel, welcher die “Awareness” gegenüber mit Zahlen belegten Artikeln von Newsportalen und -agenturen fördert. Hauptsache, man hat etwas veröffentlicht und den fahrenden Zug nicht verpasst: Was passiert, wenn statistische Werte, die keiner bestätigt und die nicht verifiziert sind, von allen Newsagenturen übernommen werden und verbreitet werden, kann man im Artikel “Malen nach Zahlen” wunderschön lesen; gespickt mit einem aktuellen Beispiel.

Herausforderung Islam.

Im schweizer Portal blick.ch gibt es eine interessante Talkrunde aus der Schweiz im Zuge der Abstimmung über das Verbot des Baus von Minaretten. Sehr sehens- und hörenswert.

“Europa tut sich mit dem Islam schwer: Da ist die Angst vor der politischen Ideologie und ihren Ansprüchen auf Vorherrschaft. Da ist die kritische Distanz zur Religion der Moslems, die uns wegen der Diskriminierung der Frau und der Scharia fremd bleibt. Die Verunsicherung hat sich im Resultat der Abstimmung über Minarette manifestiert. Ist der Islam mit unseren Werten überhaupt vereinbar? Lassen sich Muslime im modernen Europa integrieren? Wie weit kann unsere Toleranz gehen, ohne dass wir unsere Prinzipien aufgeben? Welchen Stellenwert soll Religion in unserer Gesellschaft haben?”

Freibiermentalität im Netz.

Das Hamburger Abendblatt hat seit heute ein “Onlineabo” und sperrt so einen Teil seiner Inhalte für den Ottonormalsurfer. Sie sind nicht die ersten, die auf diese Idee kommen, aber vielleicht die ersten, die das ganze sehr herablassend begründen. Schade wirklich. Zu lesen hier, “In Eigener Sache”. Fühlt Euch alle schuldig, Ihr, die Ihr auf kostenlose Informationen im Netz zugreift.

Was Herr Niggemeier dazu sagt, findet sich hier. Lesenswert und auf den Punkt gebracht. Danke dafür! Schade, dass nicht jeder versteht, dass die Antwort auf sinkende Print-Auflagen nicht ein plumpes Bezahlmodell im Internet sein kann. Wo bleibt die Kreativität und der Erfindungsreichtum? Nur den trotzigen Jungen zu spielen, bringt hier wohl nichts. Schade auch um abendblatt.de; tippe, dass einige der Stammuser dort nicht mehr zu sehen sind in Zukunft.

Geschenktipps.

Ich bin ja ein typischer “Weihnachtsgeschenke-am-24.-Dezember-Käufer”. Dieses Jahr siehts wohl nicht anders aus. Dennoch schon einmal ein Paar Tipps, die vielleicht nützlich sein können. Neun Tage Zeit sind ja noch!

A
Ayurvedische Massage – sehr entspannend

B
Bio-Ethanol Ofen – als Alternative zum Kamin

C
Chinesisch Kurs – als Antwort auf die Globalisierung

D
Duftes Vintage-T-Shirt

E
EBook Reader

F
Fury DVDs – für nostalgische Stunden

G
Gemüseabo – Zumindest hier in Rhein-Main verfügbar

H
Honolulu Sunset Tapete für das Sommerfeeling im Wohnzimmer

I
Eine Insel – fürs Wochenende

J
Jolle segeln in Wiesbaden

K
Kochbuch – für Insekten. Vielleicht wirklich was ausgefallenes.

L
Lama Trecking am Vogelsberg

M
Mah Jong Spiel

N
Nasenwärmer

O
Oropax und Tickets zu Sepultura

P
Peruanische Panflötengruppen CD. Wahlweise mit Oropax; in der lokalen Fußgängerzone.

Q
Quittengelee von Oma

R
Eine Rikschafahrt in Berlin.

S
Schokolade – aber nicht irgendwelche, sondern on demand. Millionen Varianten!
Smoothie Mixer – lecker, lecker, lecker. Hier auch gleich ein paar Anregungen, wie die Iren das so machen.

T
Teetrinker? Dann vielleicht einen Samowar.

U
Ferngesteuertes U-Boot

V
Eine Mitgliedschaft im Verein zur Verzögerung der Zeit

W
Ein Buch übers Wandern

X
Ein Xing Premiumabo

Y
YPS Urzeitkrebse fürs iPhone

Z
Eine Zahnzusatzversicherung

Eat this.

Kennt Ihr das auch? Samstagabend, Prime-time und ihr habt keine Zeit, den Musikantenstadl zu schauen, weil dummerweise alle außer Dir im Kleingartenvereinsvorstand dafür gestimmt haben, an dem Abend die wichtigste Versammlung der Saison mit der Diskussion und Abstimmung über die neue maximale Heckenhöhe in der Siedlung und das Maskottchentier für das nächste Jahr zu machen?

Macht nix: Es gibt sie Gott seis gedankt noch! Die kleinen Helden des Alltags. Menschen mit unglaublicher Hingabe. Diese bescheidenen Typen, die instinktiv das richtige tun: Die Sendung aufzeichnen und zusammenfassen. Immer ein Genuss. Gute Unterhaltung!

Wachstumsbeschleunigungsgesetz.

Ein Gesetz, das zur Beschleunigung des Wachstums dienen soll? Merkwürdig: Was ist denn eigentlich dieses “Wachstum”?

Nur ein paar kurze Gedanken von einem Informatiker zu diesem Thema: Wirtschaftswachstum bedeutet ein Steigen des Bruttoinlandsprodukts. Also der Wert aller Produkte und Dienstleistungen in einem Land innerhalb eines Jahres. Schaut man sich die Werte seit 1950, so ist ein stetiges Wachstum festzustellen.

Nahezu gleichzeitig stieg die Zahl der Arbeitslosen seit 1960 stetig an. Und der Langzeittrend scheint weiterhin nach oben zu zeigen. Ich bin ja nun Informatiker und kein Betriebswirt. Dennoch scheint mir doch ein Zusammenhang zwischen steigendem Wirtschaftswachstum und steigender Arbeitslosigkeit zu sein.

Offensichtlich sorgen hohe Wachstumsraten nicht zwingend für Beschäftigung. Wie auch: Wachstum erzeugt man durch höhere Produktivität in Branchen, in denen oft klassisch viele Menschen arbeiten. Die Angestellten sind der hohe Kostenfaktor, besonders in Branchen der Industrie, die viele Menschen beschäftigen. Will man also höhere Produktivität, wird man nicht neue Menschen einstellen sondern eher dafür sorgen, dass man die Produktivität durch Automatisierung steigert.

Das erklärt dann auch, warum viele Unternehmen trotz Gewinnen tausende von Menschen entlassen: Aus wirtschaftlicher Sicht brauchen sie diese nicht, denn durch optimierte Prozesse und bessere Technik werden weniger Menschen für einen Produktivitätszuwachs und dadurch letztlich für Wachstum benötigt.

Und nun sollen wir also ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz bekommen: Im großen und ganzen sollen Unternehmen und Bürger durch Steuerentlastungen für ein höheres Wachstum sorgen. Für die Bürger bedeutet das, dass mehr konsumiert werden kann, was wieder in höhren Einnahmen für Unternehmen resultiert. Für diese werden neben den Steuerersparnissen also auf einmal Gelder frei, die sie zur Produktivitätssteigerung verwenden können. Somit könnten z.B. Werke modernisiert oder neu gebaut werden, um kosteneffizienter Produkte herzustellen. Höhere Effizienz und Produktivität bei weniger Angestellten. Sprich: Es liegt also nahe, dass ein solches Gesetz für ein schönes, kurzfristiges Wachstum sorgt auf Kosten von mehr Arbeitslosen; zumindest langfristig. Welchen Sinn hat also dieses Gesetz für unsere Gesellschaft, das am Ende auch keine Antwort auf langfristige Trends ist? Klingt für mich nach Augenwischerei.

Komisch. Brauchen wir vielleicht andere Konzepte um einer Wirtschaft und Gesellschaft gerecht zu werden, in der es immer weniger bezahlte Arbeitsstellen gibt? Denn durch unserern Fortschritt und unser Wissen haben wir es ja erst soweit gebracht, dass wir jetzt eben nicht mehr alle arbeiten können. Denn war es nicht ein Ziel, durch bessere Technik dafür zu sorgen, dass sich Menschen nicht mehr durch körperliche Arbeit plagen müssen? Vielleicht ist es tatsächlich an der Zeit, umzudenken und auf Basis dessen, was wir erreicht haben und mit all den Erfolgen der letzten Jahrzehnte im Gepäck für Beschäftigung zu sorgen. Kreative Potentiale gibt es genug, Arbeit auch. Nur sorgt sie nicht immer für ein Einkommen. Könnte ein bedingungsloses Grundeinkommen eine realistische Möglichkeit sein, den immer mehr wegbröckelnden Arbeitsplätzen im produzierenden und verarbeitenen Gewerbe entgegenzusteuern und auf der anderen Seite kreative und soziale, künstlerische und ehrenamtliche Tätigkeiten, die alle wichtig sind, aufzuwerten? Denn wie gesagt: Arbeit gibt es genug. nur nicht jede wird bezahlt.

Ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz klingt da nach “wir halten an alten Strukturen fest, komme, was wolle”. Arbeit wird es nicht schaffen, Wachstum wohl. Sozusagen ein Schmerzmittel statt Langzeittherapie.
Vielleicht wird es langsam wirklich Zeit für einen großen “Reformwurf” auf der Grundlage dessen, was wir haben: Einen wohlhabenen Staat, hervorragende Bildung und eine soziale Gesellschaft. Ideen zu Konzepten über das bedingungslose Grundeinkommen, einer großen Steuerreform auf Basis einer Konsumsteuer und mehr politischer Partizipation könnten vielleicht eine Antwort sein. Das erfordert allerdings Mut zu mehr Demokratie, offenem Denken und “Freigeist”.Sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft.

Wie gesagt: Ich bin Informatiker. Vielleicht hat ein Wirtschaftler eine andere Sicht auf die Dinge?

Schlecker ist nicht sexy.

Kann mir jemand verraten, wie Schlecker sein Geld verdient? Der Drogeriemarkt hat ja im Grunde das gleiche Sortiment wie DM oder Rossmann. Bin eben wieder an einer Schlecker-Filiale vorbeigekommen. Es zeigte sich beim Blick in den Laden das ewig gleiche Bild: Kein einziger Kunde drin. Gestern war ich sowohl bei DM als auch bei Rossmann und habe beide Male in einer Schlange an der Kasse warten müssen, bis ich endlich meine Sachen bezahlen durfte.

Und Schlecker? Ich hatte bis letztes Jahr eine Filiale in der direkten Nachbarschaft. Einmal habe ich im Internet etwas bestellt in deren Shop: Abgesehen davon, dass das alles andere als funktionierte und die Abholung im Laden nebenan mir nicht mehr bot als den ratlosen Blick einer Angestellten, die offensichtlich nicht mal wusste, dass man online etwas bei Schlecker kaufen kann, war das Einkaufserlebnis ziemlich ernüchternd.

Vielleicht ist Schlecker einfach nicht sexy genug. Die Filialen wirken so altbacken wie Dorfbäckereien. Gegen DM und Rossmann hat der Laden offensichtlich keine Chance mit seinem Neonröhrencharme . Nur: Wie kann sich der Konzern so viele Filialen (alleine mein Stadtteil hat zwei!) leisten, wenn keiner dort kauft? Eine der unbeantworteten Fragen an diesem Donnerstagabend…

Tabula Rasa, jetzt erst recht.

Freundeskreis gibt es ja leider nicht mehr. Aber Max Herre ist noch da und hat nun beschlossen, nicht mehr zu rappen sondern zu singen. Zugegeben, es gibt bessere Sänger. Weitaus… Aber sein neues Album Ein geschenkter Tag ist eine echte kleine Entdeckung. Sein Album Max Herre aus dem Jahr 2004 war schon ein gelungener Neuanfang. Stilistisch hat das neue Album mit dem Debutalbum oder Freundeskreis nicht mehr viel zu tun: Im Gegenteil, kein Rap, keine Samples, kein Esperanto oder von hinten wie von vorn. Es findet sich guter, deutscher, bodenständiger….ja was eigentlich…: Das Album bewegt sich zwischen deutschen Liedermachern, Bruce Springsteen, und Keb Mo. Echte Musik eben, ohne elektronischen Schnickschnack. Dass Max Herre ein guter Texter ist, ist ja nicht neu. Nun singt er sie eben. Tabula Rasa mit Rap, jetzt kommt Gesang. Ein schönes Album, gerade für den Herbst. Zu empfehlen sind besonders die Songs Geschenkter Tag, Er-Sagt-Sie-Sagt und Sag Bescheid, welche mir persönlich am besten gefallen.

Tatütata! Bitte recht freundlich.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich zu der Masse von kleinen Jungs gehörte, die sich im Leben nichts besseres, keinen tolleren Job, nichts Aufregenderes vorstellen konnten, als Feuerwehrmann zu werden. Abenteuer erleben, Menschen helfen, selbstloser Held des Alltags sein. Und jetzt bin ich Informatiker. Bei uns brennts zwar auch manchmal, aber dennoch ist der Job verglichen mit wahren Helden mit Helmen doch unspektakulär. Dabei habe ich es immerhin schon einmal zum Brandschutzbeauftragten wider Willen bei meinem ehemaligen Arbeitgeber gebracht und hatte sogar eine Armbinde, auf der “Feuerwehr” stand. So gesehen sind die Menschen bei der echten Feuerwehr ja sowas wie Kollegen.

Allerdings habe ich manchmal den Eindruck, dass neben den unendlich sinnvollen Tätigkeiten der Feuerwehrmänner auch viel Sensationsgier und die Lust an “Unglücken” steht. So zum Beispiel im folgenden Fall: Die Feuerwehr meiner Heimatstadt bzw. Fans oder Angestellte derer betreiben eine private Internetseite, wiesbaden112.de. Ich bin schon öfter bei meinen Streifzügen durch Flickr darüber gestolpert und jedes Mal war ich doch etwas verwundert und entsetzt. Einerseits über die Bilder, die digitale Zeugen von teils schrecklichen Unfällen sind, andererseits über die Art und Weise, wie diese Bilder veröffentlicht werden. Eines der Fotos gab mir dann doch den Anlass zu diesem Artikel hier.

Da bemängeln die Autoren der Website doch allen Ernstes, dass sich Schaulustige bis hinter die Absperrung einer Autobahn begaben, um dem Unfall beizuwohnen. “Nicht einmal vor Sicherheitswänden auf der Gegenfahrbahn machten die Schaulustigen halt” steht als Bildunterschrift zu lesen. Die Ironie der Sache ist, dass diese Bildergalerie doch selbst nichts anderes tut. Im Gegenteil, sie verzichtet sogar auf die Hürde einer Sicherheitswand. Alle Bilder dieser Website erheben nicht den Anschein, in einem pädagogischen Zusammenhang gestellt zu sein oder in anderer Weise bildend auf den Besucher zu wirken. Es finden sich in dem Zusammenhang mit den Bildern keine Sicherheitshinweise oder “lessons learned” für den Besucher. Statt dessen ist die Bilderseite selbst doch nichts anderes, als eine Schaulustigenseite. Schlimmer finde ich hier sogar noch, dass die Bilder offensichtlich von Feuerwehrleuten selbst gemacht werden.

Natürlich, es werden keine Opfer gezeigt und auch sonst ist kein persönlicher Hintergrund zu den jeweiligen Beteiligten der Brände, Unfälle und Naturkatastrophen zu erfahren. Dennoch finde ich es sehr zweifelhaft, wenn über einen Unfall, an dem Freunde, Verwandte oder Bekannte evtl. sogar beteiligt waren, schlimmer noch, vielleicht ums Leben kamen, Bilder auf einer Website zur Verfügung gestellt werden und zwar von denen, deren Job am Ort des Geschehens doch eigentlich ein anderer ist. Das geht für meine Begriffe auch über das hinaus, was Medien darüber berichten. Denn im Detail ist das hier dargestellte wesentlich umfangreicher. Gab es nun wirklich schwer betroffene und verletzte Menschen oder sogar Todesfälle, ist das nicht nur geschmacklos sondern auch pietätlos den betroffenen Menschen gegenüber.

Ich würde es auch nicht wollen, dass Bilder eines Unfalls, an dem ich beteiligt war (als Opfer oder Verursacher spielt keine Rolle) im Internet veröffentlicht werden. Ob generell nach dem Einverständnis gefragt werden muss in solchen Fällen? Das weiß ich nicht, die Presse muss dies ja auch nicht. Allerdings handelt es sich hier nicht um Presse, sondern um Feuerwehrmänner, die ihr “Insiderwissen” dokumentieren und veröffentlichen. Das finde ich zweifelhaft, wenn nicht sogar hoch unseriös und verwerflich. Dass sich die redaktionelle Arbeit hier auf das Ereignis als solches und dessen Eckdaten mit Verletzten, Toten, Schäden etc. beschränkt, finde ich vom Niveau her vergleichbar mit dem, was Brisant und Hallo Deutschland uns im Vorabendprogramm des ARD und ZDF präsentieren: unterste Boulevardschublade mit Berichten über die neuesten Unfälle. Der öffentliche, vielleicht selbstlose Dienst eines Feuerwehrmanns an der Allgemeinheit bekommt hier einen mehr als fahlen Beigeschmack.

In Unternehmen wäre so etwas sogar ein Kündigungsgrund: Würde ich auf meiner Website veröffentlichen, wie meinen Kunden Missgeschicke passieren, hätte dies zwei Dinge zur Folge: Ich wäre meinen Job los und mein Arbeitgeber den Kunden.

Ich will in keiner Weise die Arbeit von Feuerwehr, Rettungsdiensten oder sonstigen Helfern kritisieren: Sie ist unbestritten wichtig und auf hohem Level, keine Frage. Aber als Hobbyjournalisten und -fotografen mit Schwerpunkt Unfälle und Katastrophen sollten sie sich nicht betätigen. Das ist nicht seriös.