Interne Podcasts – das ist wichtig für den Start

Seit einigen Monaten produzieren eine Kollegen und ich unseren firmeninternen Podcast “PreDaily Talk” für unsere Kollegen und sprechen dort über Zusammenarbeit, Kultur, Selbstorganisation und haben neben Folgen, die wir alleine produzieren, auch Interviewpartner aus dem Unternehmen, die spannende Einblicke in die tägliche Arbeit bei Eventim geben. Dieser Podcast ist eine von vielen Möglichkeiten, in unserem Unternehmen zu lernen und “den Blick über den Tellerrand” aktiv zu suchen. Wir freuen uns sehr, dass wir zu diesem Format immer wieder tolles Feedback bekommen. Leider darf ich ihn der Welt nicht teilen – aber wenigstens möchte ich euch ein paar unserer Learnings mitgeben, um einen (internen) Podcast zu starten. Denn so ein Format ist leicht gestartet und bietet eine schöne Möglichkeit, die Palette von Lernformaten im Unternehmen zu erweitern.

Ein paar kurze Worte zur Technik

Ich möchte hier weniger auf die Technik eingehen – dazu gibt es viele andere Seiten mit Mikrophonempfehlungen, Tooltipps und anderen Dingen. Unser schlankes Setup erfahrt ihr hier zwar, aber es ist wirklich nicht der Schwerpunkt dieses Posts.

Ich traue mich es auch kaum zu sagen, aber wir nutzen für unseren internen Podcast tatsächlich nur ein iPhone zur Aufzeichnung, Interviews machen wir über MS Teams und schneiden diese Talks mit. Wir schneiden unsere Folgen mit Audacity, machen auch hier nicht allzu viel an der Datei selbst, außer Kompressoren und Equalizer draufzulegen. Ihr seht, da sind wir bestimmt keine Tech-Pros, werden es aber vielleicht noch.

Andere Dinge sind mir in diesem Post auch wichtiger.

Der Inhalt

Neulich las ich auf Twitter: Ich nehme mir vor, für dieses Jahr keinen Podcast zu produzieren. Da steckt viel drin, was ich teile: Gefühlt macht jeder einen, es ist so schön einfach, jeder kann das. Was in den 90ern die Homepage ist heute der Podcast. Dadurch wächst die Masse an Angeboten, aber der Inhalt hält nicht immer den eigenen Qualitätsansprüchen statt. Wenn man sich nun also selbst entscheidet, einen Podcast zu machen, wird es immer wichtiger (und vielleicht auch schwieriger), sich inhaltlich überzeugend zu positionieren.

Initiale Arbeit

Gib deinem Podcast also ein inhaltliches Gesicht und schärfe deine Intention: Suche nach einem Themenfeld, das du bearbeiten möchtest und formuliere eine inhaltliche Zielsetzung. Ein Podcast, der irgendwie alles macht, ist nicht greifbar. Wenn der Podcast mit Feldwaldundwiesen-Themen aufwartet, wird niemand ihn dauerhaft hören. Mich catchen Podcasts, bei denen ich weiß, dass ich zu einem bestimmten Themenfeld neuen Input bekomme. Die höre ich, ohne zu checken, worüber die neue Folge wohl geht. Wenn ich aber nicht weiß, ob ich heute etwas über Agilität und morgen über Katzen hören werde, binde ich mich als Hörer nicht an den Podcast. Alleine schon, weil es zu anstrengend ist, zu schauen, was heute wohl geboten wird.

Beziehe bei deinen weiteren Überlegungen mit ein, dass deine Hörer vermutlich nicht in Ruhe zu Hause sitzen und dir zuhören. Sie tun Dinge parallel, sind unterwegs, in U-Bahn, Bus, Auto und werden selten Gelegenheit haben, bspw. Aufgaben zu bearbeiten, die du ihnen stellst.

Folgende Fragen helfen dir vielleicht bei der Vorbereitung:

  • Was ist dein Themenschwerpunkt? Schreib ihn auf: In meinem Podcast spreche ich über Thema X und schaffe Einsichten für Y. Überlege dir, wie dieser Themenschwerpunkt zu Beginn des Podcasts und in allen Kanälen, in denen du ihn bewirbst, kurz geteasert wird.
  • Für wen ist das Thema relevant? An wen richtet sich dein Podcast? Wer ist deine Zielgruppe? “Alle” ist keine gute Zielgruppe. Mach dir ausgiebig Gedanken und frage Menschen aus der Zielgruppe, ob deine Idee spannend ist.
  • Wie erreiche ich meine Zielgruppe? Wie bewerbe ich meinen Podcast? Auch für mich, der nur firmenintern podcastet, ist diese Frage wichtig: Welche internen Formate sind spannend? Gerade hier sind Online- und Offlineformate spannend.
  • Ausgehend von diesen Fragen: Wie lang soll meine Folge sein? Setze dir einen Rahmen, den du als Ideal siehst. Behalte diesen bei allen inhaltlichen Vorbereitungen im Blick.
  • Wähle eine Regelmäßigkeit, die du einhalten kannst. Alle 6 Monate eine Folge zu machen ist sicher wenig zielführend, jede Woche eine neue Folge zu produzieren ist je nach Thema und verfügbarer Zeit sicher schwierig.
  • Welche Ansprache wähle ich? Welche Sprache verwende ich – bin ich eher informell oder formell?
  • Erstelle dir eine Themensammlung und pflege sie jedesmal, wenn du eine Idee für eine Folge hast, die in deinen Themenschwerpunkt passen könnte.
  • Wir nutzen intern eine Seite in Confluence und sammeln dort Inhalte, planen die Folgen und brainstormen gemeinsam Ideen. Jede Folge wird hier mit einem Script und einer Checkliste versehen.
  • Erstelle dir eine Geschichtensammlung. Ich tue dies nicht nur für den Podcast sondern auf für Moderationen und Workshops. Begebenheiten aus meinem Leben, Tagesgeschehen, Kultur oder Job, die mir einfallen, sammle ich in Trello in kurzen Stichworten. Diese parat zu haben in der Vorbereitung und inhaltlich einbinden zu können, macht die Sache für die Hörer sehr spannend.
  • Mach dir sofort eine Checkliste von Dingen, die vor, während und nach einer Aufnahme zu erledigen sind.
  • Gibt es bestimmte Rituale, die in jeder Folge stattfinden sollen? Thematische Kategorien, die immer stattfinden? Vielleicht auch witziges oder eine immer gleiche Abschlussfrage für deine Gäste? Das schafft Wiedererkennungswert.

Eine neue Folge

  • Gehe nicht davon aus, dass neue Hörer*innen wissen, worüber du wohl im Podcast sprichst. Stelle deinen Podcast in jeder Folge kurz vor, idealerweise gepaart mit einem Jingle, der als Wiedererkennung dient.
  • Das Wichtigste: Gehe nie unvorbereitet in eine Aufnahme. Nimm dir mindestens 30 Minuten, um dich inhaltlich vorzubereiten, bevor du aufnimmst. Das ist wertvoll investierte Zeit.
  • Schreibe dir ein Script für eine Episode. Was ist die Message, die du heute herausarbeiten willst? Welchen roten Faden willst du haben? Welche Fragen stellst du dir, hast du an das Thema oder möchtest du deinem eventuellen Interviewpartner stellen? Wie gestaltest du Einstieg und Ende der Folge?
  • Habe eine gute Conclusion für den Abschluss einer Folge und gehe kurz zusammenfassend darauf ein, was Inhalt der Folge war.
  • Wenn ihr den Podcast zu zweit hostet, sprecht darüber, wer wo welchen Schwerpunkt in der Folge hat. Das ist nicht als stoisches Ausformulieren und Rollenspiel gemeint, hilft aber im Dialog, damit es wirklich flüssig, natürlich aber auch abgestimmt wirkt.
  • Mach dir eine Checkliste der Dinge, die du erzählen möchtest oder der Fragen, die du auf jeden Fall loswerden und beantwortet haben möchtest.
  • Teile deine Folge in Themencluster ein, um Orientierung zu schaffen. Mach dir Gedanken darüber, wie lang diese sein sollen.
  • Erzähle Geschichten aus deiner Geschichtenliste mit Bezug zum Thema, stelle Analogien her und baue Fakten ein.
  • Wenn du kannst: Hab einen netten Jingle. Das gibt deinem Podcast ein Gesicht. Bist du Musiker, produzier in selbst oder nimm etwas, das GEMA-frei ist. Halte ihn kurz. Ich persönlich finde alles länger als 10 Sekunden langweilig.

Aufnahme

  • Wir nehmen unseren Podcast zu zweit auf und gestalten beide auf Augenhöhe die Folgen. Stimmt euch in dem Fall aber ab, wer die Begrüßung macht und überleitet zum Ende.
  • Wenn wir zu zweit sind ohne Interviewpartner, nehmen wir die Folge mit dem iPhone auf.
  • Für Interviews nutzen wir Teams am Notebook und die Recording-Funktion. Dabei ist es wichtig, ein vernünftiges Headset zu haben, insbesondere für den Gast! Wenn du als Interviewender nicht alleine bist und vor dem Rechner sitzt, geht – zumindest beim MacBook – die Aufnahme von Sprache auch ohne eigenes Mikro gut. Bist du alleine, würde ich aber auch dir ein Headset empfehlen. 
  • In jedem Fall immer ist ein Raum wichtig, der akustisch möglichst abgeschirmt ist. Falls du die Ruhe nicht herstellen kannst, wird ein besseres Mikro umso wichtiger. Achte auf ein Echo durch den Raum – insbesondere in den kleinen Besprechungsräume meines Arbeitgebers gib es wegen Glaswänden sehr unangenehmen Hall und es wird ziemlich unerträglich, eine Folge, die dort produziert wurde, anzuhören.
  • Gönne dir am Start und am Ende ein paar Sekunden Stille, um das Schneiden später zu erleichtern. Ist ein simpler Tipp, spart mir in der Nacharbeit aber immer die eine oder andere Minute.
  • Hab deine Redegeschwindigkeit im Blick und checke das mit einer Probeaufnahme: Würde ich mir selbst zuhören wollen? Verschlucke ich Silben? Kommt die Welt mit meiner Lautstärke klar?

Nacharbeit

Auf die technische Nacharbeit möchte ich hier nicht näher eingehen, das ist nicht mein Thema. Dennoch gibt es ein paar Learnings, die wir aus unserem Podcast gezogen haben:

  • mach dich sichtbar: Poste Links im Teams-Channel, Slack, Wiki, Blog, Intranet; mache durch Mailings an Kollegen auf dich aufmerksam. Transportiere hier immer den inhaltlichen Mehrwert.
  • Wir laden die Folgen direkt in unser internes Confluence, denken aber auch immer wieder nach, ob wir sie woanders hosten, da wir hier keine guten Statistiken und Teilen-Funktionen haben. Das hängt ab von deiner Öffentlichkeit – wir sind ja ein interner Podcast. Ansonsten gibt es ja die unterschiedlichsten Plattformen, um seinen Podcast zu bewerben. Spotify, iTunes, SoundCloud…
  • Wir posten einen Blog-Eintrag für jede Folge und geben einen kurzen Abriss über das Thema. Hier sammeln wir auch Kommentare und Feedback.

Vielleicht kannst du mit dieser Checkliste etwas anfangen! Freue mich auf dein Feedback.

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