Opfer des Confirmation Bias

Unser Gehirn spielt uns – ob wir wollen oder nicht – viele Streiche und beeinflusst unsere Bewertung der Welt ununterbrochen. Es laufen eine ganze Reihe an gelernten Automatismen ab, bei denen es sich lohnt, sie genauer unter die Lupe zu nehmen, um nicht Gefahr zu laufen, verfrühte Wertungen abzugeben oder vielleicht folgenreiche Entscheidungen leichtsinnig zu treffen. Einer der für mich präsentesten Denkfallen ist der Confirmation Bias.

Der Confirmation Bias

Der Confirmation Bias ist einer dieser fiesen Typen, die uns täglich begegnen. Er lauert nicht in dunklen Unterführungen sondern steht oft ganz unverhohlen neben uns, wenn Entscheidungen fällen. Er sorgt dafür, dass wir für unsere Gedanken, Vorannahmen, Ideen und Entscheidungen überproportional stark nach Bestätigung suchen, statt die Dinge zu beachten, die dazu im Konflikt stehen.

Wir verzerren unsere Wahrnehmung also dadurch, dass wir gezielt Belege suchen, welche unsere eigene Wahrnehmung bestätigen. Wir wollen lieber hören, was für unsere Meinung statt was gegen sie spricht. Mehr noch, wir suchen aktiv nach Bestätigung und umschiffen den Konflikt meisterhaft durch Vermeidung. Wir erwarten – ganz allgemein – ein bestimmtes Verhalten auf Basis dessen, was wir sehen wollen.

Dabei sorgt unser Gehirn dafür, dass

  • uns passende Informationen besser in Erinnerung bleiben,
  • wir passende Informationen höher werten als gegensätzliche,
  • und Informationsquellen für unpassende Informationen aktiv gemieden werden.

Wo findet sich Confirmation Bias?

Beispiele für den Confirmation Bias finden sich mannigfaltig. Hier habe ich vier davon aufgeschrieben:

Lästereien in Teams: Ben aus Team A kommt zu Julia aus Team B und erzählt, wie doof alle anderen sind und was alles wieder nicht klappt. Julia geht voll auf Ben ein und bestätigt ihn in seiner Meinung. Klassisches Confirmation Bias: Ben sucht die Bestätigung seiner ganz eigenen Sicht statt zu schauen, was denn Gründe für ein bestimmtes Verhalten sein können.

Der erste Eindruck: Wenn wir einen neuen Menschen kennen. Innerhalb von Sekunden haben wir einen Eindruck und schieben die Person in eine bestimmte Kategorie. Soweit so normal. Ab jetzt suchen wir aber nach Bestätigung dieses Bilds in allem, was diese Person tut. Wir verbauen uns selbst den Blick auf das, was da noch sein mag, weil wir ach so sehr von dem überzeugt sind, was uns der erste Eindruck vermittelt hat und so gerne eine Bestätigung dafür suchen.

Das, was wir hören wollen: Ein Beispiel, das sich im Privaten und auch in Filterblasen im Internet ständig findet. Wir umgeben uns mit Menschen, die uns sagen, was wir hören wollen und nicht was wir hören sollten. So grenzen wir uns als Gruppe ab und verbauen uns auch hier die Chance auf neue Erkenntnisse.

Halo Effekt: Der Halo Effekt beschreibt, dass unsere Art, wie wir Menschen bewerten und über sie urteilen, stark beeinflusst wird davon, wie sehr wir Menschen mögen (oder eben nicht). Der Effekt schlägt zum Beispiel in den Wochen vor einem klassischen Mitarbeitergespräch zu. Menschen haben das MAG im Blick, arbeiten darauf hin, richten ihr Verhalten darauf aus und die Führungskraft wird leicht “Opfer des Halo Effects” und zieht das Mögen oder Nicht-Mögen des Menschen in die Bewertung zu stark mit ein. Objektivität geht weiter verloren.

Erste Hilfe: Was kannst du tun?

Wie bei allen Denkfehlern oder Irrwegen, die wir so ganz selbstverständlich einschlagen, hilft eines: Das Wissen darüber und das Üben eines bewussten Umgangs mit ihnen.

Sei selbstkritisch: hinterfrage dich und deine Gedanken. “Was spricht denn gegen mein Urteil?” “Was würde jemand anderes dazu sagen?”

Prüfe deine Hypothesen: Ist die Annahme, die du gerade triffst, wirklich so? Passen die Größen, die du gerade als Beleg heranziehst, wirklich zusammen? Was lässt du außer Acht? Checke Korrelationen, die du “schlicht einfach so annimmst.”

Vermeide nicht den Konflikt: Habe ich Informationsquellen für unpassende Informationen gemieden? Wen habe ich aktiv nicht dazu gefragt? Bei wem sagst du “ich weiß schon, was der dazu sagt?” Wie kannst du dessen Input noch mit in deine Meinungsbildung einfließen lassen?

Suche Reflexionspartner: Challenge deine Gedanken mit anderen Menschen. Frage sie: “was hältst du davon”, “was könnten andere denken”, “was fällt dir noch ein”, “wenn es perfekt wäre – was wäre für dich daran anders?” Ein Coaching kann hier auch helfen, für dich eine Richtung zu finden.

Mit diesen vier Tipps gelingt es dir vielleicht besser, deinen eigenen Horizont zu erweitern und nicht in diese Denkfalle zu tappen. Freue mich über deine Kommentare und Erfahrungen zum Confirmation Bias. Gerne in den Kommentaren oder per Message.

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